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21.08.2002 Kategorie: Pressestelle

Pastoralen Notdienst vorgeschlagen

Landesbischof Weber diskutierte mit Pfarrern über ihre berufliche Praxis

Wolfenbüttel. Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel) hat einen "pastoralen Notdienst an Wochenenden" vorgeschlagen. Die Erreichbarkeit und Präsenz von Seelsorgern sei ein entscheidendes Merkmal der Kirche, sagte er beim Gesamtpfarrkonvent der Landeskirche am Mittwoch, 21. August, in Wolfenbüttel. In der neuen Diskussion über die so genannte Residenzpflicht der Pfarrer seien einerseits flexible Lösungen wichtig. Andererseits bezeichnete sich der Landesbischof als "Verfechter des Wohnens im Pfarrhaus". Dieses habe einen hohen Symbolwert. "Es signalisiert Nähe zu den Menschen vor Ort und das Bemühen des Pfarrers oder der Pfarrerin, zu verstehen, was die Leute bewegt." Oberlandeskirchenrätin Brigitte Müller (Wolfenbüttel) machte in der anschließenden Diskussion darauf aufmerksam, dass eine Arbeitsgruppe Residenzpflicht gegründet worden sei, die in den kommenden Monaten die Bedingungen des Wohnens im Pfarrhaus untersuchen solle. In der Debatte wurden unterschiedliche Auffassungen innerhalb der Pfarrerschaft deutlich. Während die einen darauf hinwiesen, dass die Residenzpflicht in der Vergangenheit zum guten Ruf und Profil des Pfarrerberufs beigetragen habe und deswegen beibehalten werden solle, äußerten sich andere kritisch und benannten praktische Probleme: zum Beispiel bei der Entscheidung, welcher Ort in Pfarrverbänden Sitz des Pfarrers sein soll, oder bei der Schaffung von Eigentum für die Lebensphase nach der aktiven Dienstzeit. Der Landesbischof rief die Pfarrer dazu auf, "sich von einer verwaltenden zu einer missionarischen Kirche zu entwickeln". Dringend geboten sei eine Förderung der Frömmigkeitspraxis der kirchlichen Mitarbeiter. Insbesondere die Aus- und Fortbil-dung der kirchlichen Amtsträger habe sich daran zu orientieren, ihnen geistliche und seelsorgerliche Kompetenz zu ermöglichen. Und er fügte hinzu: "Ich frage mich manchmal, ob wir als Pfarrer und Pfarrerinnen neu beten lernen müssen." Selbstkritisch merkte er an, dass der hohe Organisationsgrad der Institution Kirche oftmals die Vermittlung des Glaubens behindere. Gleichwohl gebe es einen unlöslichen Zusammenhang zwischen beiden. Weber warnte vor dem Trugschluss, die verwaltende Kirche sei eindeutig dem Landeskirchenamt zuzuordnen. Außerdem beobachte er, dass viele Pfarrerinnen und Pfarrer die Verwaltung als Argument benutzten, "um sich den Anforderungen der Gemeindearbeit zu entziehen." Verständnis äußerte der Landesbischof für die von vielen Pfarrerinnen und Pfarrern empfundene Überlastung. Dafür gebe es auch objektive Gründe: etwa die steigenden Erwartungen an das Pfarramt, die schwindende Plausibilität des christlichen Glaubens, oder auch die Konkurrenz mit anderen Sinnanbietern.

Diskussion mit Pfarrerinnen und Pfarrern: Oberlandeskirchenrat Peter Kollmar, Landesbischof Dr. Friedrich Weber.