Goslar: Vor einer Relativierung der Menschenwürde hat Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel) am Freitag, 24. Mai, in seinem ersten Lagebericht vor der Synode der braunschweigischen Landeskirche gewarnt. Die Menschenwürde "ist nicht austauschbar oder verfügbar," sagte Weber angesichts der biomedizinischen Entwicklung sowie der jüngsten Gewaltausbrüche. Sie gelte unbedingt und schütze davor, dass der Mensch Mittel zum Zweck werde.
Der Landesbischof forderte die Kirche auf, "ganz neu den Dialog zwischen Glauben und Wissen, aber auch mit der Wirtschaft und den Gewerkschaften" zu führen. Sie müsse Rechenschaft über ihre christliche Hoffnung ablegen und deshalb sprach- und auskunftsfähig sein. Ohne Schulung, Bildung, theologische Arbeit und Fortbildung lasse sich dieses Ziel indessen nicht erreichen.
Weber dankte in diesem Zusammenhang insbesondere den Religionslehrerinnen und Religionslehrern. Sie hätten eine prägende Rolle für die Entwicklung einer eigenen Glaubenswelt von jungen Menschen. Mit Blick auf die Pfarrerinnen und Pfarrer plädierte er für mehr "Freiräume", damit diese ihre Arbeit stärker theologisch reflektieren und sich fortbilden könnten. Dabei würdigte er die Neukonzeption des Predigerseminars in Braunschweig und sprach sich gleichzeitig für eine Intensivierung der Personalgespräche auf Propsteiebene aus.
Besondere Bedeutung, so der Landesbischof, hätten dabei auch Visitationen. Sie sollten allen kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei helfen, gemeinsame Antworten auf die Frage nach ihrer auftragsgemäßen Arbeit zu finden und zugleich Aspekte deutlich zu machen, die diese Arbeit behindern.
In diesen Prozess sollten auch die Dienste und Einrichtungen der Kirche sowie das Landeskirchenamt einbezogen sein, als "Service-Einrichtungen", die die Gemeinden beraten und begleiten. Nötig sei ein gemeinsamer Diskussionsprozess über die Prioritäten der kirchlichen Arbeit.
Hinsichtlich der Zukunft der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sprach sich Weber dafür aus, eine "kritische Bilanz der bisherigen Selbstverständlichkeiten" vorzunehmen. Es sei zu prüfen, welche bisher vom Kirchenamt der VELKD erwartete Arbeit bereits im Rahmen der EKD-Mitgliedschaft und der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen geleistet werde.
Doppelstrukturen, so Weber weiter, müssten vermieden werden. Es könne nicht um den "Erhalt liebgewordener Strukturen um jeden Preis" gehen. Entscheidend sei, ob die äußere Gestalt der Kirche, "auch in der Gemeinschaft der VELKD", dazu diene, die der Kirche aufgetragene Botschaft wirksam auszurichten.
Darüber hinaus forderte der Landesbischof die Kirche auf, die neuen religiösen Sehnsüchte aufzunehmen. Viele Menschen suchten nach Orten und Erfahrungen, die ihnen helfen, mit ihren existenziellen Unsicherheiten umzugehen. Es sei wichtig, ihnen offene Räume zu bieten, in denen sie die in der christlichen Tradition liegende Kraft erfahren können.
Der Lagebericht von Bischof Weber als pdf-Dokument.
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24.05.2002
Kategorie: Pressestelle
Menschenwürde gilt unbedingt
Erster Lagebericht von Bischof Dr. Weber vor der Landessynode
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