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29.10.2001 Kategorie: Pressestelle

Ökumene ist "unumkehrbar"

Kardinal Kasper und LWB-Präsident Krause predigten im Braunschweiger Dom

Braunschweig. Als "unwiderruflich und unumkehrbar" hat der römische Kardinal Walter Kasper die Entscheidung der katholischen Kirche für die Ökumene bezeichnet. Die jüngsten Spannungen zwischen seiner Kirche und den lutherischen Kirchen bezeichnete er als Ausdruck der lebendigen Partnerschaft zwischen den beiden Konfessionsfamilien. Ohne Spannungen gebe es auch kein Leben, sagte er bei einem Besuch in Braunschweig am Sonntag, 28. Oktober. Kardinal Kasper war einer Einladung von Landesbischof Christian Krause gefolgt, die dieser in seiner Eigenschaft als Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) ausgesprochen hatte. Gemeinsam mit zahlreichen Gläubigen feierten sie einen ökumenischen Gottesdienst im Braunschweiger Dom, um die Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" am Reformationstag vor zwei Jahren in Augsburg zu bekräftigen. In seiner Predigt im Dom bezeichnete Kardinal Kasper Landesbischof Krause als "sachkundigen Baumeister", der mit Erfolg Fundamente lege, "auf denen Gottes Bau, welcher die Kirche ist, sicher stehen und Bestand haben kann". Evangelische und katholische Christen hätten sich in Augsburg die Hand gegeben, sagte der Kardinal, und: "Wir lassen uns nicht mehr los." In Erinnerung an Martin Luther unterstrich Kardinal Kasper, dass keine menschlichen Leistungen, nicht einmal "unsere höchsten moralischen Leistungen, geschweige denn unsere kulturellen, wirtschaftlichen, technischen Leistungen" Glück und Erfüllung geben könnten. Durch die Terroranschläge in den USA sei die "Zerbrechlichkeit der gesamten selbstsicheren modernen Zivilisation" bewusst geworden. Kritisch äußerte er sich zu militärischen Operationen. Gewalt löse nur wieder Gewalt aus und führe zu einer Spirale der Gewalt. Allein Gerechtigkeit und Barmherzigkeit seien feste Fundamente der Ordnung und des Friedens in der Welt.Auch LWB-Präsident Krause sagte, hinter das mit der "Gemeinsamen Erklärung" Erreichte gebe es kein Zurück. Er forderte in seiner Predigt aber auch, dass es vorwärts gehen müsse, damit sich die erreichten Übereinstimmungen "konkret und unmittelbar im Leben und in der Lehre unserer Kirchen auswirken und bewähren".Krause erinnerte an die Freiheit der Christen, die die "Schwester der Gnade" sei und vielerlei Auswirkungen haben könne. So müsse auch die Einheit der Kirche nicht vom Gesetz, sondern vom Evangelium der Freiheit her gedacht werden. Diese Freiheit, dass alle zur Gemeinschaft der Glaubenden gehören und gleichwohl in ihren eigenen Kirchen zu Hause seien, sei "Ausdruck wirklicher Katholizität". Aus der christlichen Freiheit resultiere außerdem die gemeinsame Verantwortung der Kirchen für politisches Handeln in der Welt: zum Beispiel für den Dialog mit anderen Religionen oder die weltweite Verständigung auf verlässliche Grundwerte und allgemein geachtete Standards. Auch Krause mahnte mehr Gerechtigkeit an und forderte "neue Wege zu einer Solidargemeinschaft", in der nicht mehr der größte Teil der Menschheit in Armut zurück bleibe und vergessen werde.

LWB-Präsident Krause (links), Kardinal Kasper (Mitte) und Bischof Homeyer im Braunschweiger Dom.